Organisatorische Fragen

Wie verändert sich der Unterrichtsschluss?

Vor allem für die Schüler ist diese Frage sehr wichtig, betrifft sie doch direkt die Freizeitgestaltung am Nachmittag.

Ergebnisse der AG Spagat:

Wir haben uns zu diesem Thema bei anderen Waldorfschulen erkundigt. (Übrigens fangen alle Waldorfschulen, die uns geantwortet haben, später bis deutlich später an als wir (siehe unsere Umfrage dazu).

Die Schulen, welche einen späteren Unterrichtsbeginn erfolgreich einführten, haben es geschafft, weniger lang in den Nachmittag hinein zu unterrichten, als sie früh später anfangen, ohne den Unterrichtsumfang zu reduzieren. Die Maßnahmen, wie sie dies erreicht haben sind vielfältig, deshalb haben wir Vertreter solcher Schulen zu uns eingeladen, um aus ihren Erfahrungen lernen zu können.

Des Weiteren zeigen Erfahrungen an anderen Schulen, dass für einen guten Rhythmus im Tages- und Wochenlauf ein einheitlicher Unterrichtsschluss am Nachmittag wichtiger ist als ein möglichst früher Schluss. An der Waldorfschule Klagenfurt wurde im Rahmen der Umstellung ein einheitlicher Unterrichtsschluss an allen Wochentagen innerhalb der Klassenstufen angestrebt. Wir denken, dass dies auch an unserer Schule für deutlich weniger Stress führen und bessere Möglichkeiten für Fahrgemeinschaften und Freizeitgestaltung bieten würde.

Böte es sich an, unterschiedliche Anfangszeiten für die verschiedenen Klassenstufen anzubieten?

Die Recherchen der AG Spagat ergaben:

Unterschiedliche Anfangszeiten für unterschiedliche Altersklassen böten die Möglichkeit, die Unterrichtszeit noch besser mit den inneren Rhythmus der Kinder und Jugendlichen in Einklang zu bringen. 

Für unsere Schule zeigte sich in den Diskussionen, dass dies die morgendlichen Fahrgemeinschaften vieler Schüler stark erschweren würde. Aus diesem Grunde denken wir, dass ein einheitlich späterer Unterrichtsbeginn einen guten Kompromiss darstellt.

Ein späterer Schulbeginn ist mit meiner Berufstätigkeit nicht vereinbar 

Die Arbeitszeiten der Eltern werden in den Diskussionen an unserer Schule regelmäßig als Argument für einen frühen Unterrichtsbeginn vorgebracht. Sinngemäß äußerte sich auch Silvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes NRW  (in: Spiegel-Online, 15.9.2014).

Es gibt auch Pädagogen, die noch weiter gehen:

Prof. Dr. Dr. Werner Wiater, Lehrstuhl für Schulpädagogik, Uni Augsburg, schreibt in der Zeitschrift "Schlaf" 3/2013: "Würde die Schule dem Argument der Schlafforscher folgen und erst um 9.00 Uhr öffnen, kämen viele Eltern in große Probleme. Sie müssten ihre Anstellungsverhältnisse überdenken. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Schaden wäre wahrscheinlich größer als der individuelle Gewinn auf Seiten der Kinder."

(Lesen Sie sich das Zitat von Herrn Wiater bitte mehrmals durch und denken Sie darüber nach.)

Die Meinung der AG Spagat: 

Wir sprechen uns entschieden dagegen aus, den individuellen Gewinn durch eine bessere Ausbildung unserer Schüler gegen Geld aufzuwiegen oder gar als wirtschaftlichen Schaden aufzurechnen, wie Herr Prof. Wiater es tut.

Vielmehr sind wir der Meinung, dass wir als Schulgemeinschaft stets und immer wieder neu darauf achten müssen, "dass wir nicht blind gewisse Vorstellungen über gesellschaftlichen Bedarf und Nutzen sowie über wirtschaftliche Zweckmäßigkeit akzeptieren, welche sich am Ende als falsch erweisen." (Zitat: Sir Ken Robinson in Erwin Wagenhofers Dokumentarfilm "alphabet - angst oder liebe")

Offenbar sind sich Befürworter eines frühen Unterrichtsbeginns durchaus bewusst, dass ein späterer Beginn einen "individuelle(n) Gewinn auf Seiten der Kinder" darstellt (siehe Zitat oben). Die Erwerbstätigkeit der Eltern ist also kein Argument gegen einen späten Beginn, sondern ein Problem, welches im Zusammenhang mit diesem für die Eltern entsteht.

Wir als Schulgemeinschaft stehen vor der Entscheidung, welche Gewichte wir diesen konkurrierenden Interessen beimessen. Dabei sollten wir unbedingt beachten, dass ein veränderter Arbeitsbeginn möglicherweise wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt, ein zu früher Unterrichtsbeginn aber die schulischen Leistungen unserer Kinder nachteilig beeinflusst und damit auch das gesamte noch vor ihnen liegende Leben.

Ob dieser Vergleich überhaupt in Euro abgebildet werden kann, wie Prof. Wiater dies behauptet, können wir uns nicht vorstellen.

Liebe Eltern, prüfen Sie bitte Ihre individuelle Situation dahingehend, welche Umstellungen bei einem späteren Schulbeginn nötig wären und wie hoch der Aufwand ist, diese umzusetzen. Ist es Ihnen diesen Aufwand wert, die Lernsituation Ihrer Kinder nachhaltig zu verbessern?

Was passiert mit Kindern, die wegen der Erwerbstätigkeit ihrer Eltern weiterhin ab 7:30 Uhr in die kommen müssen?

Die Meinung der AG Spagat:

Wenn die Arbeitszeit der Eltern über die Unterrichtszeit hinausgeht (ob davor oder danach), so sollte es unser Ziel sein, ein Betreuungsangebot für die betroffenen Kinder einzurichten. Eine Lösungsmöglichkeit wäre ein Früh-Hort, ähnlich dem bereits bestehenden Nachmittags-Hort, welcher für Kinder eingerichtet wurde, deren Eltern länger arbeiten als der Unterricht dauert.

Von einigen Walddorfschulen, welche den Wechsel zu einem späteren Unterrichtsbeginn erfolgreich vollzogen haben, haben wir erfahren, dass eine Früh-Betreuung für Schüler der Unterstufe angeboten wurde oder wird. Die Erfahrungen mit einer solchen Einrichtung sind beispielsweise in Freiburg-Wiehre äußerst positiv.

Die AG Spagat schlägt deshalb vor, auch an unserer Schule einen solchen Früh-Hort einzurichten.

Ich bin am Ende meiner Kräfte. Wie soll ich diese Umstellung noch schaffen?

"Der Alltag bindet alle meine Kräfte. Ich kann mir nicht vorstellen, die Anstrengung einer solchen Umgestaltung zu bewältigen." Dies beschäftigt viele Eltern an unserer Schule. Auch an den Waldorfschulen, mit den wir in Kontakt stehen, gab es solche oder ähnliche Befürchtungen. Natürlich ist es zuerst einmal eine Anstrengung, die Änderung umzusetzen. Doch das Ergebnis sollte uns diese Mühe wert sein. Die Ergebnisse in Klagenfurt und Freiburg sind äußerst positiv, auch für die familiären Situationen:

"Der neue Schulrhythmus wirkte sich auch positiv auf das Familienleben aus. Eltern berichten, dass ihr Tag jetzt deutlich entspannter beginnt." ... "Es ist nicht immer alles eitel Wonne, aber was für ein Gewinn an Lebensqualität!"  (Zitat aus "Der Tag ist gerettet"  in erziehungskunst)

Möglicherweise trägt die jetzige zeitliche Gestaltung am Morgen ihren Teil zur Erschöpfung im Alltag bei. Die Umstellung würde dann allen Beteiligten Verbesserungen bringen.

Wie sollen die Verkehrsprobleme gelöst werden?

Aktivitäten und Ergebnisse der AG Spagat:

Sehr häufig wird in den aktuellen Diskussionen als Argument gegen einen späteren Unterrichtsbeginn ein vermeintlich erhöhtes Verkehrsaufkommen bei der Anfahrt mit dem Auto aus dem Umland und im Lübecker Stadtgebiet vorgebracht. Da unsere Nachfragen, woher diese Vermutungen stammen, nur sehr vage beantwortet wurden, entschieden wir uns, die Situation selbst zu überprüfen.  

Wir haben uns an einem nasskalten März-Morgen an die Straßen gestellt und den Verkehr gefilmt. (Vielen Dank, Jonas, dass du an einem deiner Ferientage so früh aufgestanden bist.)

Am 30. März 2015 haben wir die Verkehrssituation an den häufig genannten Punkten "Brandenbaumer Landstraße / Dieselstraße" und "Kaufhof"  gegen 7:30 Uhr und gegen 8:30 Uhr beobachtet und aufgenommen.

Hier könnt ihr die Filmchen sehen:

In den Aufnahmen ist gegen 8:30 Uhr ein geringeres Verkehrsaufkommen als gegen 7:30 Uhr erkennbar. (Beobachten Sie beispielsweise die Rückstaulängen bei Rotphasen.)

Wir haben für die Beobachtungen ganz bewusst einen Tag gewählt, an dem unsere Schule Ferien hatte, die anderen Schulen aber nicht. Damit ist das erhöhte Verkehrsaufkommen um 7:30 Uhr nicht durch den Stau zu begründen, den die Autofahrer unserer Schule selbst verursachen.

Ein späterer Unterrichtsbeginn würde also eine Verbesserung der Verkehrssituation für die Anfahrt mit dem Auto mit sich bringen. 

Gibt es Verbesserungen nur für Autofahrer?

Keineswegs. Von einem späteren Beginn profitieren auch alle Schüler/innen, die mit den Öffies, mit Fahr-/Einrad oder zu Fuß zur Schule kommen.

Da unsere Anfangszeit und die der Wakenitzschule sich dann noch deutlicher unterscheiden, werden Konflikte im Bus unwahrscheinlicher. Noch zu diskutieren wäre, ob bei der genauen Festlegung des Beginns die Fahrpläne der drei Buslinien berücksichtigen wwerden sollen.

Für die Radfahrer/innen sinkt die Unfallgefahr erheblich, wenn sie bei Tageslicht fahren. "Die meisten Schulkinder verunglücken frühmorgens in den Monaten zwischen November bis Februar." (Quelle: Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV, Magazin plusPunkt 4/2004)

Zu Fuß gehende Schüler/innen können bei Tageslicht besser die unbeleuchteten Wege nutzen, die abseits der überfüllten, lauten und abgasreichen Straßen zu unserer Schule führen.

Wie begegnen wir den Konflikten mit der direkt benachbarten Schule?

Rechercheergebnisse der AG Spagat:

Mit der direkt benachbarten Schule gab es in der Vergangenheit Konflikte auf den Anfahrtswegen, sowohl beim Autoverkehr als auch im Bus. Aufgrund dieser Konflikte wurde der Unterrichtsbeginn an unserer Schule vor geraumer Zeit von 7:40 Uhr auf 7:30 Uhr vorverlegt.

Unsere Nachforschungen ergaben, dass die Konflikte noch immer nicht ausgeräumt sind. So kommt es im Bus zu Konfrontationen zwischen Schülern beider Schulen. Wir denken, dass eine Verlegung des Unterrichtsbeginns unserer Schule auf 8:30 Uhr eine bessere Lösung dieser Konflikte darstellt, als ein noch früherer Beginn.