Unsere Schule beginnt im Vergleich zu anderen sehr früh. Der Unterrichtsbeginn wurde am 27.2.2014 im Schulparlament mit Abstand als wichtigstes Thema benannt. Unsere Arbeitsgruppe erhielt den Auftrag, die Vor- und Nachteile einer Veränderung zu recherchieren und Erfahrungen anderer Schulen miteinzubringen.
Das Ergebnis ist ein ganz klares Votum für: Schulbeginn – 8:30 Uhr
++ ausgeschlafene Schüler +++ bessere Stimmung +++ bessere Schulabschlüsse +++ gesteigerte Kreativität +++ Förderung der gesunden Lebensentwicklung +++
Die Erfahrungen anderer Waldorfschulen zeigen, dass sich die Stimmung in der Schulgemeinschaft durch einen späteren Unterrichtsbeginn merklich verbessert. Dies belegen Berichte, beispielsweise
aus der Walddorfschule Klagenfurt in der Erziehungskunst 2013/01. „Schüler und Lehrer sind weniger gereizt.“ berichtete Frau Lenzen von der Waldorf¬schule Freiburg bei uns in der pädagogischen
Konferenz.
Die Nacht ist ein elementarer Bestandteil der Waldorf-pädagogik. Auf unserem pädagogischen Wochenende zum Thema „Schlaf“ konnten wir das eindrucksvoll selbst erleben. Wir wollen die Aufarbeitung
der am Tag erlebten und aufgenommenen Eindrücke nicht durch frühzeitiges Aufwecken gefährden. Die Referenten betonten, dass neben ausreichender Schlaflänge die Schlafqualität entscheidend
für gute Erfolge ist.
Schlaf im Einklang mit dem biologischen Rhythmus erhöht die Schlafqualität. Körper und Geist sind dann bereit zum Schlafen. Mit Beginn der Pubertät verschiebt sich der Biorhythmus von
Jugendlichen nach hinten. Dies ist keine Aufmüpfigkeit oder Bequemlichkeit sondern wird durch hormonelle Umstellungen im Körper der Heranwachsenden verursacht.
Schlaf im Einklang mit dem biologischen Rhythmus erhöht die Schlafqualität. Körper und Geist sind dann bereit zum Schlafen. Mit Beginn der Pubertät verschiebt sich der Biorhythmus von Jugendlichen nach hinten. Dies ist keine Aufmüpfigkeit oder Bequemlichkeit sondern wird durch hormonelle Umstellungen im Körper der Heranwachsenden verursacht.
Insbesondere für Schüler der Mittel- und Oberstufe ist deshalb früheres zu Bett gehen keine Lösung. Dagegen wäre eine Anpassung des äußeren Rhythmus außerordentlich vorteilhaft.
Es ist auf lange Sicht mit Sicherheit klüger, im Einklang mit seinem eigenen inneren Rhythmus zu leben, als tagtäglich gegen ihn zu kämpfen.
Das permanente Schlafdefizit in unserer Gesellschaft stellt ein großes Problem dar, nicht nur an unserer Schule.
Schlafmangel schwächt das Immunsystem, erhöht das Herz-Kreislauf-Risiko, erhöht das Diabetes-Risiko, erhöht das Körpergewicht, kann depressiv machen, schadet Gedächtnis und Reaktionsvermögen,
verringert die Leistungsfähigkeit (geistig und körperlich), erhöht das Risiko von ADHS bei Kindern und Burnout bei Erwachsenen, lässt Nervenzellen absterben.
Und das schlimmste daran: Man merkt es selbst nicht!
(Details dazu mit allen Quellen im „Schlafbuch“ von Dr. Spork, welches im Bücherkaffee eingesehen werden kann.)
Ausreichend Schlaf zur richtigen Zeit erhöht die Leistungs- und Aufnahmebereitschaft. Zuwenig Schlaf bewirkt, dass Menschen wie Maschinen arbeiten, gestellte Aufgaben lösen sie dann schnell und
schematisch, ohne jegliche Kreativität oder Phantasie.
Kinder sind aufmerksamer und können konzentrierter arbeiten, wenn sie ausgeschlafen sind. Sie finden kreativ innovative Lösungen und gehen Probleme auf ganz unterschiedliche neuartige Weisen an.
Ein großer Vorteil in der Zusammenarbeit von Schülern und Lehrern.
Schulen in Großbritannien und Übersee haben den Schritt gewagt, mit dem Unterricht deutlich später zu beginnen, zum Teil testweise. Die Ergebnisse sind ebenso bemerkenswert positiv wie nachahmenswert. Allein die Verschiebung des Unterrichts brachte eine so starke Verbesserung, dass alle Beteiligten einer Beibehaltung der Regelung zustimmten. Beispielsweise hatte die Monkseaton High School im nordenglischen Tyneside die besten Ergebnisse der mittleren Reife seit vierzig Jahren – einzige Veränderung: ein späterer Schulbeginn.
Ein späterer Schulbeginn gibt Frühaufstehern (Lerchen), Spähtaufstehern (Eulen) und der großen Zahl Schülern dazwischen die Freiheit, selber zu entscheiden, wann sie aufstehen. Bei einem früheren
Schulbeginn können dies nur die Lerchen. Frühaufstehern steht es frei, die Zeit vor Unterrichtsbeginn individuell zu nutzen, beispielweise Sport oder Hausaufgaben vor der Schule. Damit wird eine
Gerechte Behandlung aller Rhythmus-Typen möglich.
Zudem erhöhen wir damit die Chancen unserer Schüler im Vergleich zu anderen Schulen.
Eins der wichtigsten Ergebnisse der Chronobiologie ist die Erkennung der Abhängigkeit des Lernerfolgs vom biologischen inneren Rhythmus der Schüler. Bei guter Abstimmung innerer und äußerer
Rhythmen benötigen Menschen weniger Anstrengung und Zeit zum Lernen, sowohl von Wissen und Kennen als auch Können. Daraus folgt, dass bei harmonierenden Rhythmen mit gleicher Stundenzahl mehr und
besser gelernt werden kann.
Konflikte mit Schülern anderer Schulen im Bus werden reduziert, Radfahrer fahren bei Tageslicht, Autofahrer haben weniger Stau* und Fußgänger können unbeleuchtete Wege nutzen. Es können dadurch
mehr Schüler den Schulweg selbständig bewältigen, dies vereinfacht den morgendlichen Ablauf und erhöht das Selbstbewusstsein der Schüler.
(* Wir haben dies überprüft, siehe Videodokumentation unter Organistaorische Fragen.)
Der Angst, dass die Freizeit unter einer Verschiebung leidet, begegnen andere Schulen mit einer angepassten Zeit- und Pausenstruktur. Ein im pädagogischen Sinne entwickelter Unterrichtsrhythmus mit regelmäßigem täglichem Ende ist eine Lösung. Die Freizeit wäre für alle endlich verlässlich planbar. Diese Sicherheit möchten wir gern auch an unserer Schule. Beispielhaft dafür kann Klagenfurt sein. (siehe deren Website)
Für Kinder, welche aus organisatorischen Gründen lange vor Unterrichtsbeginn betreut werden müssen, ist es erforderlich, nach dem Vorbild anderer Waldorfschulen einen Früh-Hort anzubieten. Die Erfahrungen mit einer solchen Einrichtung sind beispielsweise in Freiburg-Wiehre äußerst positiv.
Unsere Schule hat aufgrund ihrer Alleinstellung einen vergleichsweise großen Einzugsbereich. Schüler mit langer Anfahrt stehen morgens zu einer Zeit auf, die medizinisch kaum zu verantworten
ist.
Im Gegensatz zu staatlichen Schulen fördern wir ganz bewusst handwerklich-künstlerischem Unterricht. Das führt zu einer größeren Stundenzahl pro Woche. Zu früher Unterricht stellt aber eine
Vernachlässigung von Unterricht dar, da viele Schüler noch nicht aufnahmebereit sind und von den ersten Stunden nahezu nichts behalten. Wir sollten deshalb eine bessere Lösung suchen und können
dabei von den Erfolgen anderer Waldorfschulen lernen.
Wir alle wissen, dass jede Veränderung Anstrengung und Überwindung eines Anfangswiderstandes erfordert. Jede Verbesserung ist aber auch zuerst eine Veränderung. Lassen Sie uns alle geschilderten Verbesserungen diese Mühe wert sein!
Eltern der anderen Waldorfschulen berichten von deutlich ruhigeren Abläufen zu Hause vor der Schule und am Abend. Endlich wäre ein ruhigeres Frühstück möglich. Der Druck des frühen „Schlafen-Müssens“ sinkt.
Veränderungen führen zu mehr Beweglichkeit und bringen neuen Gestaltungsschwung. Wir freuen uns, dass eine konsequente Umsetzung des Abstimmungsergebnisses signalisiert wurde. Lassen wir diese Chance nicht ungenutzt!